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Die Arktis IST ein Ökosystem
by Bill Heal
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Zeitliche Systemänderungen
  Als vor 10- bis 20.000 Jahren die Gletscher und Eiskappen zurückgingen, blieb der nackte Erdboden zurück, bedeckt vom Abrieb des Eises in Form von Gesteinspartikeln aller Größen, vom Schutt bis zum Ton. Dieser Abrieb bildete den ersten "Boden". Auf granitischen Gesteinen geschah die Verwitterung langsam, es bildeten sich nur wenig gröbere Partikel und kaum lösliche Nährstoffe. Kalk verwitterten wesentlich schneller, es bildeten sich alkalireiche Böden. Die Bodenpartikel lösten sich jedoch schnell auf, es kam zur Bildung von Lösungskanälen, Nährstoffe verschwanden daher ziemlich schnell aus dem System. Auf anderen Sedimentgesteinen verblieben Sand- und Tonpartikel, wichtige Nährstoffminerale wie Kalium von Phosphor gingen nicht verloren. Die Geologie des Untergrundes bestimmte also den Lauf der Entwicklung des Ökosystems. Zum Beginn einer Vegetationsfolge fehlte notwddnige Stickstoff. Niederschläge waren minimal, doch dort, wo Wasser verfügbar war, bildeten sich Kolonien von Algen, die atmophärischen Stickstoff binden konnten. Algen konnten sogar unter Schuttbrocken wachsen, indem sie reflektiertes Licht benutzten, da Steine die von der Sonne eingestrahlte Wärme effektiv speichern. Flechten wuchsen langsam auf Steinen heran. Zusammengesetzt aus Algen und Pilzen, können Flechten produzieren, sich zersetzen und wiederaufbereiten - ein selbstgenügendes Ökosystem.
  Es sind diese ersten Pioniere mit der Fähigkeit, den wichtigen Stickstoff und andere Nährstoffe primär zu binden, die die Abfolge von Pflanzengemeinschaften schufen, an Stellen, wo kein organisches Material aus vorherigen Systems verfügbar war, denn die Akkumulation von Nährstoffkapital ist von entscheidender Bedeutung. Bakterien (Chemolithotrophen) mit der Fähigkeit, elementare Stoffe aus den Gesteinen zu extrahieren, stützten den Kolonisationsprozeß. Wenn sich kleine Mengen organischen Materials angesammelt haben, beginnt der Kolonisationsprozeß anderer Pflanzen durch Samen. In anderen Bereichen, wo organische Stoffe aus der die Eisbedeckung vorangehenden Vegetationsdecke verblieben waren, oder durch Flüsse umverteilt wurden, geschah die Kolonisation rascher, jeoch nicht ohne die Unterstützung durch stickstoffbindende Bakterien.
  Die frühen Kolonisatoren tendieren zu einer Strategie des raschen Wachsens und Reproduzierens, um die besetzten Stellen voll auszunutzen. Nach und nach gesellen sich andere Arten dazu, indem sie sich den Schutz durch die bereits vorhandenen Arten und das Vorhandensein organischen Materials zunutze machen. Allmählich wird die Vegetation dichter, die Moosdecke nimmt zu und der Erdboden wird vor den tiefen Temperaturen isoliert. Ironischerweise wird dadurch die Schmelze des Permafrostbodens behindert, wodurch die aktive Bodenschicht dünner wird und die Wurzelung erschwert. Wasser fließt nicht ab, Recycling von Nährstoffen geht zurück. Diejenigen Pflanzen, die ihre Ressourcen konservieren und intern wiederaufarbeiten, um für den notwendigen Wachstumsschub zum Sommerbeginn gerüstet zu sein, haben jetzt den Vorteil. Sie sind im Vorteil gegenüber der Konkurrenz; was sie einmal erworben haben, behalten sie. Die Tierwelt folgt den graduellen Veränderungen der Pflanzenwelt und des Bodens. Die frühen floralen Kolonisationskerne ziehen grasende Tiere an. Kleine Insekten werden durch den Wind verweht, die Glücklichen unter ihnen landen auf den Vegetationsinseln. In späteren Phasen werden viele Pflanzen langlebig und holzig, oft produzieren sie Abwehrstoffe gegen Tiere. Die Tierwelt reagiert darauf mit Spezialisierung, grasende Arten greifen nur auf diese Pflazen zurück, wenn leichter kaubare und verdauliche Nahrung nicht mehr zur Verfügung steht.
  Die Zeitskala dieser Entwicklung, der Primärsukzession, bemißt sich in Jahrunderten, wobei die Abfolge im Einzelnen zwischen verschiedenen Orten sehr unterschiedlich sein kann., so wie auch die Initialbedingungen, die eine Pflanzenabfolge ermöglichen, sehr verschieden sind. Bodenstörungen durch Frosteinwirkungen, Erosion, Seeabflüsse, Waldbrände und menschliche Aktivitäten wie z.B. industrielle Entwicklung, können einen Neubeginn einer Abfolge auslösen. Diese sekundären Abfolgen können oft schon in Dekaden ablaufen.
  Grundsätzlich ist die Region der Arktis Änderungen des Klimas, welches zu Zeiten wärmer oder kälter war, über Tausenden von Jahren unterworfen gewesen. Fauna und Flora ist diesen veränderlichen, jedoch immer schroffen Bedingungen angepaßt worden. Besonders raffinierte Anpassungsmethoden wie z.B. der Einsatz von Antigefrierstoffen, wird es dem Leben ermöglichen, entsprechend auf die prognostizierten Klimaänderungen aufgrund der von Menschen verursachten Eintragung von Kohlenstoff in die Atmosphäre zu reagieren und zu überleben. Die Artenverteilung wird sich verändern; einige Arten werden in andere Regionen abwandern, andere ziehen sich zurück; alles ändert sich - so wie es schon immer gewesen ist. Das Auf und Ab der verschiedenen Rentierunterarten in Grönland während der letzten 10.000 Jahre verdeutlicht diese langzeitlichen, dynamischen Entwicklungen, die in diesem Fall durch Änderungen der Oberfläche, Eis- und Gletscherbarrieren, Klimaänderungen, Überweidung und Nachstellung durch Mensch und Wolf verursacht worden sind.
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The Arctic Is an Ecosystem, by Bill Heal. http://www.thearctic.is
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