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Das sich verändernde
arktische Ökosystem |
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Beim Studium des Systems über
Jahrzehnte oder über Jahrhunderte hinweg erkennt man Perioden
wärmeren und kühleren Klimas, die natürlichen Ursprungs
sind. Kurze Kälteperioden können durch die Eruption von
vulkanischen Aschen verursacht werden, die in Atmopshäre und
Stratosphäre zirkulieren und kurzfristig für ein paar
Jahre die Sonneneinstrahlung reduzieren. Dies geschah z.B. nach
den Eruptionen der Vulkane Tambora im Jahre 1815, Krakatau im Jahre
1883, beide in Indonesien, und des Vulkans Pinatubo in den Philippinen
im Jahre 1991. Längere Perioden der Klimaänderung können
z.B. Verlagerungen der Nordatlantikzirkulation verursachen, oder
eine Art kleiner Eiszeit auslösen, wie z.B. diejenige des 16.
und 17. Jahrhunderts. Das Ökosystem reagiert darauf genauso
wie auf die jahreszeitlichen Änderungen. |
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Eiskappen und Schneedecken dehnen
sich aus und gehen wieder zurück, Gletscher bewegen sich vor
und zurück und schaffen die typischen U-Täler in Gebirgsregionen,
hinterlassen Moränen und verändern so das Bild der Landschaft.
Reißende Flüsse graben neue Flußbetten aus und
vergrößern Überflutungsflächen. Sedimentationsgebiete
entstehen hingegen bei abnehmender Fließgeschwindigkeit des
Wassers in küstennahen Bereichen der Flüsse, sodaß
alte Überflutungsflächen austrocknen können. Die
Landoberfläche wird regelmäßig durch Auftauen und
Gefrieren des Bodens durchbewegt, mit wechselndem Klima wandern
Permafrost und Eiskeile im Boden hoch und runter, und schaffen regelmäßige
Muster, sogenannten Polygone, auf flachen oder leicht geneigtem
Grund. Beim Rückzug von Gletschern und Eisfeldern erobert die
Vegetation neues Land, organische Stoffe akkumulieren sich langsam
bei der Reifung des Bodens, bei feuchtem Untergrund kommt es zur
Bildung von Torf. Auf dem Festland und im Meer folgen Flora und
Fauna in ihren äußersten geographischen Verbreitungsgebieten
im Norden (und Süden) Klimaschwankungen. Auf Inseln und den
Gipfeln der Gebirgsregionen können daher Arten, die sich in
der Randzone ihres Habitats befinden, lokal aussterben, weil sie
kein Rückzugsgebiet mehr haben. |
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Über Jahrtausende hinweg folgt
sogar die Erdoberfläche den Klimaschwankungen, sich hebend
und senkend durch das veränderliche Gewicht der auf ihr lastenden
Eismassen. So entstehen, gehobene (oder abgesunkene) Strand- und
Flußterassen, die Richtunsänderungen der Flüsse
verursachen. Der Anstieg oder das Absenken wird erst richtig deutlich
über lange Zeiträume, ist aber auch schon in kürzeren
Zeiträumen meßbar, z.B. der gegenwärtige globale
Anstieg des Meeresniveaus um 2-3 mm pro Jahrzehnt, einer der vielen
langsamen, aber kontinuierlichen Prozesse, der auch im arktischen
Ökosystem wirksam ist. |
Glacier ice and sea ice in Greenlandic fjord. Islands and valleys
emerge when the ice retreats. Photo: Jónas Allansson, 2001
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Klimaschwankungen haben die Arktis
geformt und so das Leben dort schon seit Jahrtausenden beeinflußt.
Das Klima schwankt nicht nur temporär, sondern auch auf verschiedene
Weise in verschiedenen Regionen der Arktis. Pflanzen und Tiere,
die sich den vorherrschenden Bedingungen am besten angepaßt
haben, haben die besten Überlebenschancen. Lokale Habitats
können sehr verschieden sein, besonders auf dem Festland, wo
das Klima am rauhesten ist und Klimawechsel am stärksten fühlbar
sind. In geschützten, nach Süden ausgerichteten, und daher
wärmeren Lagen sind Arten vorherrschend, die nur wenig Kälte
vertragen. Feuchte Niederungen und Tümpel sind Zufluchtorte
für Arten in Zeiten geringer Niederschläge. Frost- und
Auftauzonen bieten Arten, die gute Kolonisatoren sind, aber nicht
so geeignet für Konkurrenzkampf, Überlebensmöglichkeiten.
So haben die physischen Unterschiede der Landschaft und die Klimaschwankungen
der Vergangenheit eine Flora und Fauna begünstigt, die sozusagen
"vor-angepaßt" für den ökologischen Druck
kommender Klimawechsel ist. |
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