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Barrieren für nachhaltige
Entwicklung: der
Stand der Arktis in der Weltwirtschaft |
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Der Arktische Rat legt großen Wert auf
Umweltschutz und Nachhaltige Entwicklung, besonders was die Fortsetzung
der von der AEPS begonnenen Arbeit betrifft, wie aus einer
gemeinsamen Erklärung des Rates zu entnehmen ist: |
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"Die Minister sehen die Einrichtung dieses neuen
zwischenstaatlichen Forums als einen wichtigen Meilenstein in
ihrer Verpflichtung an, die Zusammenarbeit in der Arktis zu verbessern.
Der Rat möchte damit ein Instrument einrichten, um die gemeinsamen Sorgen
und Herausforderungen ansprechen zu können, mit denen Regierungen und die
Menschen der Arktis konfrontiert werden. Dazu berufen sich die Minister besonders
auf den Schutz der arktischen Umwelt und nachhaltige Entwicklung als Mittel
zur Verbesserung des wirtschaftlichen, sozialen
und kulturellen Wohlbefindens in der Arktis.;
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Wie ist das aber möglich, wenn
es nur so von Projekten wimmelt, die keine Rücksicht auf Umweltschutz
und die Bedeutung von nachhaltiger Entwicklung nehmen, und vom Geist
der arktischen Zusammenarbeit gänzlich unberührt sind? Und wie kann
Nachhaltigkeit überhaupt in der arktischen Region erreicht werden,
wenn auch sie vom Auf und Ab der Weltwirtschaft beeinflußt wird?
Riesige Unternehmungen gehen weiter, auch wenn die Euphorie über
die AEPS und den Arktischen Rat dies für eine Weile überschattet
haben mag. Aber es sind nicht nur die Staaten mit Territorium in
der Arktis, die diese Region als zunehmend wichtiger für
Rohstoffausbeutung ansehen. Die wirtschaftliche Zukunft
der Arktis hängt von globalen und wirtschaflichen Prozessen
ab, die die Region verwundbar für die
Instabilität der Märkte in der Welt macht.
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Japan, Korea und die
Staaten der EU bilden Märkte für wertvolle Güter aus
der Arktis, wodurch sie fest in das globale
Wirtschaftssystem eingebunden ist. Dicht besiedelte
Regionen auf der Erde mit keinen oder nur wenigen
Rohstoffen können die materiellen Anforderungen ihrer
stetig wachsenden Bevölkerungen nicht mehr befriedigen.
Sie schauen sich im Norden nach Fischereiprojekten,
Kohlenwasserstofflagerstätten und Bergbauprodukten um.
In Sibirien liegen 20% der Waldbestände der Erde, davon
etwa 40% des gesamten Nadelholzbestandes, in der Beringsee
findet sich einer der reichsten Fischgründe. Sie sind jedoch
durch kommerzielle Überfischung gefährdet (die Köhlerfischerei
wurde 1992 aus diesen Gründen eingestellt). Die Vereinigten
Staaten sind nur eine von vielen Nationen, die zur Verarmung des
Ökosystem der Beringsee beitragen. Überfischung durch eine große
internationale
Fangflotte hat auch ihre Spuren im marinen Ökosystem der
europäischen Arktis
hinterlassen. Es besteht ein dringender Bedarf, sich auf
eine Regulierung der
Fänge zu einigen, bemerkenswert ist jedoch, daß der Fischfang nicht einer der
Mittelpunkt des Interesses an arktischer Zusammenarbeit
geworden ist. Unklar
ist, ob die Fischerei für den Arktischen Rat ein Diskussionspunkt wird, wenn
es um nachhaltige Ausbeutung von Rohstoffen geht, außerdem ist man sich über
den den Einfluß des kommerziellen Fischfangs auf die Umwelt nicht einig.
Nach einem von der Europäischen Umweltagentur EEA herausgegebenen Bericht
hat der kommerzielle Fischfang den größten Einfluß auf das marine Ökosystem,
während ein anderer Bericht des Nordischen Ministerrates zum Ergebnis kommt,
daß die Überfischung in europäischen Gewässern
die Fischbestände nicht dezimiert hätte. |
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Die von der AEPS und ihren verschiedenen
Arbeitsgruppen begonnene und jetzt vom Arktischen Rat fortgesetzte Arbeit
dreht sich hauptsächlich um die Beobachtung der Auswirkungen von
Umweltprolemen in der Arktis, man produziert Berichte über den Zustand
der Umwelt, reicht die Informationen weiter an Politiker, Wissenschaftler
und an die Bewohner der Arktis und schlägt Aktionspläne für den Umweltschutz
und nachhaltige Entwicklung vor, durchzusetzen von den zuständigen Ministern.
Während man sich weitgehend darüber einig ist, daß viele der Umweltprobleme
der Arktis von südlicheren Regionen importiert sind, vermißt man bei der
arktischen Zusammenarbeit auf dem Umweltsektor eine Beachtung der regionalen
und globalen Dimension von Umweltfragen und Rohstoffnachfrage. Was im Rest
der Welt vor sich geht, ist auch wichtig für die Arktis. Die Umweltdiskussion
in der Arktis stellt die Region oft als ein natürliches Labor für Studien zu
globalen Umweltveränderungen dar (eine nützliche Phrase, wenn es um die
Rechtfertigung von Forschungszuschüssen bei wissenschaftlichen Stiftungen
oder Forschungsräten geht), vergißt aber gleichzeitig, wie wichtig das
Verständnis von Armut in den Entwicklungsländern, die Abholzung in
Nepal, Flutkatastrophen in Bangladesch oder die Aktivitäten von
grenzüberschreitenden Unternehmen in
Südostasien für die Zukunft der Arktis,.ihrer Bevölkerung und ihrer Rohstoffe ist. |
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Das Ökosystem der Arktis wird hauptsächlich durch die sozialen Umstände bedroht, die sich aus menschlichen Aktivitäten im lokalen, regionalen und globalen Bereich ableiten. Doch die Aufgabe der von der AEPS gegründeten Arbeitsgruppen ist bisher die Beobachtung der systematischen und kumulativen Auswirkungen von globalen Prozessen auf eine besondere Region gewesen, die ohne Zweifel eine geographisch gewaltige Ausdehnung hat. Stattdessen sollte man den Versuch unternehmen, die komplexen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Prozesse zu verstehen, die die genauen Gründe für die weltweite Dimension der Umweltveränderung und dem Drang nach Rohstoffen enthalten. Zukünftige Strategien für den Umweltschutz in der Arktis und die dortige nachhaltige Entwicklung würden davon profitieren, über einen auf die Arktis zentrierten Blickpunkt hinauszugehen, und so den Versuch zu unternehmen, wirtschaftliche, soziale und umweltgebundene Verflechtungen zwischen der Arktis und und anderer Regionen der Welt zu entwerfen |
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Diejenigen, die verantwortlich sind
für die Aufstellung von Umweltschutzinitiativen in der Arktis, müssen
die Prozesse der Globalisierung berücksichtigen. Wie auch in fast
jedem anderen Teil der Welt sind die sozialen, wirtschaftlichen
und politischen Beziehungen in der Arktis wahrhaftig globalisiert
worden. In der Arktis von heute ist fast jeder Lebensbereich beeinflußt
und geformt von Ereignissen, Trends, Entscheidungen und Aktivitäten,
die anderswo ablaufen. Nur ein Blick auf die gut sortierten Regale
eines Supermarkts in Fairbanks, Alaska, oder das Kaffeetrinken mit
einem Robbenjäger auf dem Eis in Nordgrönland (dessen Frau die
Robbenfelle präpariert, die letztendlich für den japanischen
Markt bestimmt sind) reicht aus, um zu zeigen, wie intensiv
die Bewohner der Arktis bereits Teil des globalen Netzwerks
von Produktion und Austausch sind. Da die Arktis auf komplexe
Weise kulturell, ideologisch, wirtschaftlich und politisch
untrennbar in das globale System eingebunden ist, besteht
die Notwendigkeit, die Prozesse der Globalisation zu
verstehen und Probleme wie die des Bevölkerungszuwachses,
der Produktion, des technischen Fortschritts, des Verbrauchs
und der Lebensweisen in globalem Zusammenhang zu sehen.
Die wachsende Bevölkerung erfordert mehr Rohstoffe, die
Weltproduktion versucht, mit der wachsenden Nachfrage
Schritt zu halten. Das führt unweigerlich zur Erschöpfung
natürlicher Ressourcen wie Öl, Gas, Kohle und Mineralstoffen
und trägt zum weiteren Ausstoß von Treibhausgasen wie
Kohlendioxid bei, führt zum Verlust von
Lebensräumen und der Vernichtung von Floren und Faunen.. |
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Die Belastung der Umwelt geschieht nicht nur
duch die industrialisierten Länder, vorangetrieben durch den Wunsch nach
wirtschaftlichem Wachstum und Aufrechterhaltung von luxuriösem Lebensstil
und pulsierender Wirtschaft (die japanische Industrie z.B. ist dabei, die
tropischen Wälder von Sarawak und Sabah in Malaysia abzuholzen), sondern
auch die Entwicklungsländer verursachen Umweltschäden. Ein Erbe des
Kolonialismus war die Einrichtung von Gesellschaften, die sich heute
nicht nur mit postkolonialen Systemen befassen müssen, sondern auch
denselben Weg wirtschaftlicher Entwicklung wie die heute industrialisierten
Ländern verfolgen. Viele der Entwicklungsländer müssen Wege finden,
ihre wirtschaftliche Grundlage zu erweitern. Industrielle Entwicklung
bedeutet den vermehrten Verbrauch fossiler Energieträger und höheren
Ausstoß von Kohlendioxid. Entwicklungsländer müssen nicht nur ihre
zunehmend größere Bevölkerung versorgen, sondern auch massive
internationale Schulden abzahlen, was z.T eine der Ursachen von
Abholzung wie z.B. im Amazonasgebiet ist. Zusätzlich wird die
Umwelt in den Entwicklungsländern durch das Wachstum von Riesenstädten
belastet. Trotz der Tatsache, daß die Mehrzahl der Menschen in den
Industrieländern in Städten lebt, hat Afrika die am stärksten wachsende
städtische Bevölkerung, und die Hälfte der Erdbevölkerung wird in den
nächsten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts in Süd- und Südostasien leben.
Die meisten Menschen werden hier in Städten leben, die nicht das produzieren,
was sie zum Lebensunterhalt brauchen. Rohstoffe aus den ländlichen Gebieten,
den Ozeanen
und der Arktis werden entscheidend für eine zunehmend verstädternde Welt. |
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Die Zukunft der Regionen der Arktis
kann mit anderen außerhalb liegenden Regionen durch gemeinsame
regionale wirtschaftliche, soziale und politische Interessen
verknüpft werden. Im ihrem Buch The Age of the Arctic (1989)
haben Osherenko und Young darauf verwiesen, wie wichtig es ist,
die zukünftige Entwicklung in der Arktis eher im Sinne grenzübergreifender
Verbindungen zu sehen und nicht wie im klassischen Modell die Arktis als
Randlieferant für die Kerngebiete der Weltentwicklung zu sehen, so wie es
unter den Bedingungen des internationalen Kolonialismus vergangener
Jahrhunderte geschah. Nach ihren Vorschlägen können ausländische
Investoren Kapital und fortgeschrittene Technologien für die arktische
Entwicklung versprechen und Märkte schaffen, für die es keine lokale
Nachfrage gibt. Nur in wenigen Ausnahmen hat dies bisher zu kolonialen
Verhältnissen oder neokolonialen Beziehungen geführt. Direkte Investitionen
der ausländischen Unternehmen oder Staaten wachsen immer noch rapide an und
haben zu einem komplexen
Netzwerk internationaler Beziehungen in der Arktis geführt.: |
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Der Fischfang stellt eine gutes Beispiel
dafür dar, wie internationale Betätigung die lokalen Lebensweisen beeinflußt
und oft die Nachhaltigkeit verhindert. Lebensgemeinschaften, die von marinen
Rohstoffen in der Arktis abhängig sind, und das gilt neben der Arktis auch
für andere Regionen in der Welt, geraten unter den Einfluß der Globalisation,
welche zunehmend in allen Bereichen des Lebens, ob sozial, politisch oder
wirtschaftlich, fühlbar wird. Es ist wichtig, viele der Probleme in den an der
Küste liegenden Gemeinden im Bezug auf die globale Reorganisation des
Fischfang zu sehen. Desgleichen sollte man die Konkurrenz zwischen
verschiedenen Fischarten und Fanggebieten, die Internationalisierung
der Versorgung von Verarbeitungsfabriken und Absatzmärkten und die
Umverteilung des Reichtums von den traditionellen Fängern, den lokalen
Fischern und Verarbeitungsfarbriken, hin zu den mächtigen weltumspannden
Akteuren, den internationalen Multis nicht aus dem Auge lassen. Eine der
bedeutenderen Folgen der Globalisation für den Fischfang stellt auf markante
Weise das gewandelte Rohstoffmanagement und der Übergang von Fisch als
gemeinsame Ressource zu Privateigentum dar. So wandelt sich der Fischfang
von einer Industrie oder einer Art , zu leben, unter Kontrolle und Regulierung
lokaler, regionaler oder staatlicher Behörden, zu einem Geschäft, welches von einer
Handvoll multinationaler Unternehmen dominiert wird. |
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Die gegenseitigen Beziehungen
zwischen internationalem Handel, der Umwelt und nachhaltiger
Entwicklung sind noch wenig bekannt, die Richtung, die der
Weltmarkt einschlägt, wird ausschlaggebend dafür sein, in wieweit
nachhaltige Nutzung von lebendem marinen Rohstoffen überhaupt möglich
wird. Z. Zt. stellt subventionierter Fischfang eines der Haupthindernisse
für die Nachhaltigkeit dar; er verzerrt den Handel, schafft Überkapazitäten
der Fangflotten und führt dadurch zur Überfischung und der Erschöpfung von
Fischbeständen. Um Nachhaltigkeit erreichen zu können, müssen einzelne Staaten
ihre Subventionierung ausklingen lassen. In diesem Zusammenhang ist die
Vorreiterrolle Islands bemerkenswert. Man bemüht sich allgemein, Fischer
dazu zu bringen, sich von gefährdeten Beständen abzuwenden und sich auf
nachhaltige Fangtechniken konzentrieren. Dieses geschieht durch internationale
Zusammenarbeit und die Aufstellung von Kriterien für Umweltzeichen von
Fischprodukten. Neben der Teilnahme der FAO an dieser Arbeit haben auch NGO's
und Unternehmen bedeutende Fortschritte darin gemacht, eine umweltfreundliche
Praxis durch ein System von Umweltzeichen zu festigen. Ein gutes Beispiel dafür
ist der MSC, der Rat für die Verantwortung für Ozeane (MSC = Marine Stewardship
Council), eine Initiative von Unilever und des Worldwide Fund for Nature. Der MSC
hat seine eigenen, weltweit geltenden Standards für nachhaltigen Fischfang und
arbeitet an der Schaffung neuer Marktanreize, damit umweltfreundliche Fischfangpraxis
belohnt werden kann. An sich kann dies eine Gefahr für die Überlebensfähigkeit von
Küstengemeinden und lokalen Industrien, die auf Fischfang beruhen, darstellen, weil
der Welthandel und Verbraucheraktivitäten zunehmend Wert auf die Sicherheit aus dem
Meer stammender Produkte für die menschliche Nahrung legt. Obwohl das System von
Umweltzeichen eine gute nachhaltige Praxis sichern soll, kann es in Wirklichkeit
eine Handelsverzerrung unsichtbar machen. Die Leistungsfähigkeit eines solchen
System wird man erst dann kennen, wenn die Wirkung auf die lokale Küstenwirtschaft
und Fischfangtechnik erforscht und in Zusammenhang gebracht wird mit der
Internationalisierung von Produktion und Handel, sowie von Aktivitäten und
Einfluß der am Fischfang beteiligten Multis.
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Die Küstengemeinden,
abhängig von der Ausbeutung lebender mariner Rohstoffe,
sind gefährdet durch das Wechselspiel weltumspannender Kräfte,
durch den Welthandel, durch die Umstrukturierung der Fischereiindustrie,
durch den sich erweiternden Zuständigkeisbereich der Fischereipolitik und
durch die Handlungen von Umweltschützern. Sie werden aber auch von innen
heraus durch sich ändernde Dynamik des Zusammenlebens in der Gemeinde
herausgefordert, die geringere Bedeutung von Familie und Verwandtschaft
für die soziale Organisation des Fischfangs, verschiedene lokale Reaktionen
auf den sozialen Wandel und durch Streit und Trennung innerhalb und zwischen
lokalen und nationalen Gewerkschaften der Fischer. Die Küstengemeinden in
Grönland, Island und Nordnorwegen sind traditionell gekennzeichnet von Fischfang
in kleinem Umfang, gegründet auf Familien. Dort hatte sich eine besondere Form
des Zusammenlebens auf der Grundlage von engen Verwandtschaftsbeziehungen gebildet,
aus der die Besatzungen für Fischereiboote rekrutiert wurden. Die gegenwärtige
Realität in vielen Küstengemeinden sieht dagegen so aus, daß die Leute in zunehmendem
Maße auf Gewerkschaftsorganisationen angewiesen sind, zusätzlich zu oder sogar
anstelle der früheren Verwandtschaftsbeziehungen. Wie es bereits in vielen
Fischereigemeinden des Nordatlantiks der Fall ist, treten verstreute, von
Arbeitsorganisationen kontrollierte und von formellen Vertragsbeziehungen
dominierte Netzwerke an die Stelle von durch ihren Lebensraum definierten
Gemeinden mit gemeinsamen Interessen, ausgedrückt durch enge Verwandtschaftsbeziehungen.
Im immer moderneren und technisierten Grönland ist die Jagd komerzialisiert worden,
während der Fischfang technisch kompliziert geworden ist. Die Fischer investieren in
größeren und zunehmend besser ausgerüsteten Booten und gehen in den verschiedenen
Gewässern Grönlands auf Fischfang. In einigen Fällen investieren vielleicht noch
Verwandte, z.B. Brüder, in Booten, während in der Besatzung auch gutqualifizierte
Außenstehende sind, die dann anstelle
eines Anteils am Ertrag einen Lohn erhalten.
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Darüber hinaus ist die nachhaltige Nutzung von
lebenden marinen Rohstoffen und die Überlebensfähigkeit lokaler Lebensweisen
gefährdet durch die Transformation von Fischen, Seehunden und Walen von Rohstoffen,
die gemeinsamer Nutzung unterworfen sind, zu in Privateigentum befindlichen,
teilbaren Gütern, die rationaler Organisation und Kontrolle gehorchen.
In Island ist das Prinzip des gemeinsamen Nutzungsrechts für lebende marine
Rohstoffe seit der Besiedelung desLandes angewendet worden, in Grönland dagegen
gehört traditionell niemandem ein Tier. In beiden Ländern, wie auch in anderen
Fischereigemeinschaften des Nordatlantik, wird ein Fisch oder ein Meeressäuger
erst dann zu einem Gut, welches ein Einzelner besitzen kann, wenn der Fang
angelandet und damit Privateigentum geworden ist. Sogar dann können komplizierte
lokale Regeln, Glaubenssätze und kulturelle Handlungen den exklusiven Sinn
Privateigentum aufheben. In Grönland ist die gemeinsame Nutzung und kostenlose
Verteilung von Fleisch der Sehhunde und anderer Meeressäuger eine Anerkennung
der Schuld gegenüber dem Tier, welches sich dem Jäger gestellt hat und zugleich
eine Ablehnung der Forderung nach exklusivem Eigentum der gefangenen Tiere.
Daher hat die Entwicklung von Märkten für grönländische Fisch- und Fleischprodukte
zu Debatten innnerhalb der Gemeinden über die angemessene Nutzung von marinen
Rohstoffen geführt, während sie gleichzeitig eine Einkommensquelle für die
einheimischen Jäger und Fischer darstellt. Für viele Leute enthält die Seehund-
und Waljagd Beziehungen, die sich in ideologischen, natürlichen und kulturellen
Begriffen äußern, und die gemeinsame Nutzung und das Verteilen von Fleisch ist
einer der Kernpunkte der grönländischen Eigenbedarfskultur und der lokalen
Identität - die Nutzung und Verteilung von Fleisch erhält und stellt soziale
Beziehungen dar. In vielen Teilen des heutigen Grönlands geht zwar immer noch
ein großer Teil des Fleisches an die direkte und erweiterte Familie des Jägers,
mehr und mehr verkaufen aber Jäger und Fischer ein Teil ihrer lebenserhaltenden
Beute an die Verarbeitungsbetriebe, die heute auch in den meisten Dörfern zu
finden sind, wegen der bereits genannten Gründe. Wenn die Jagd stattfindet um eine
Nachfrage außerhalb der lokalen Gemeinschaft oder regionalen Wirtschaft zu
befriedigen, stellt sich das Gefühl ein, daß die gewohnte Ideologie des Eigenbedarfs,
mit ihrer Betonung auf Verwandtschaft, Gemeinschaft, gemeinsamer Nutzung und
Gegenseitigkeit, unterbrochen und unwiderruflich geändert worden ist.
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Die sich ändernde Natur des politischen und kulturellen Verständnisses, welches die Nutzung
der Arktis lenkt, die Konsequenzen weltweiter Veränderungen, von Rohstoffknappheit und der
einander widersprechenden zukünftigen politischen, kulturellen und ästethischen Werte machen
ein theoretisches Überdenken des Status der Arktis im geopolitischen Rahmen notwendig.
Jüngste geographische und politische Perspektiven wie die arktischen Regionen sich
unter dem Druck geopolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen verändern haben einige
Fortschritte erzielt. Am Anfang des 21. Jahrhunderts werden der Wert von Forschungen
in der Arktis, sowohl im natur- als wie auch geisteswissenschaftlichen Bereich,
zunehmend daran gemessen werden, welchen Beitrag sie zum Verständnis globaler
Fragen liefern. Es ist aber auch ebenso wichtig, die die globalen Prozesse im
Auge zu behalten, wenn wir die gegenwärtige Lage der Arktis und ihre Stellung
imglobalen System verstehen wollen. |
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