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Die Arktis ist dabei, sich zu verändern
by Mark Nuttall
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Schritte zu einem Programm für nachhaltige Entwicklung in der Arktis
  Der arktische Rat (www.arctic-council.org) wurde 1996 ins Leben gerufen, mit dem Mandat, die Zusammenarbeit in arktischen Belangen über Umweltprobleme hinaus zu organisieren, mit dem Schwerpunkt auf nachhaltige Entwicklung. Der Rat soll als hochrangiges Forum für die arktischen Mitgliedsstaaten (Kanada, die USA, Island, die Russische Föderation, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen) dienen und den Umweltschutz vorantreiben (besonders in Gebieten mit starker Umweltverschmutzung), sowie sich mit nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung, Eigenbedarfsaktivitäten, Gesundheit, Siedlungsentwicklung, Tourismus, Verkehr und Kommunikation beschäftigen. Den indigenen Bevölkerungsgruppen und ihren Organisationen wurde ständige Beteiligung an den Belangen des Rates gesichert.
  Die Ziele der Arbeitsgruppen des Arktischen Rates liegen im Schutz der arktischen Ökosysteme (wobei der Mensch als Teil dieser Ökosysteme betrachtet wird), in der Sicherung der nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Rohstoffe durch die lokale Bevölkerung und die indigenen Bevölkerungsgruppen, der Anerkennung und Integration traditioneller und kultureller Bedürfnisse, Werte und Praxis der indigenen Völker im Hinblick auf den Schutz der arktischen Umwelt, der Identifikation der Ursachen und des Ausmaßes von Umweltverschmutzung in der Arktis und der Minderung und Beseitung von Umweltverschmutzung. Das geschieht mit Hilfe von fünf Programmen, die sich mit den verschiedenen Umweltproblemen befassen, wie z.B. Verschmutzung durch Erdöl, Schwermetallkontamination, unkontrolliertes Dumping von radioaktiven Abfällen, Übersäuerung und Photosmog: These programmes are: the Arctic Monitoring and · dem Programm zur Überwachung und Beurteilung der Arktis (AMAP = Arctic Monitoring and Assessment Programme), · dem Programm zum Schutz der Meeresumwelt (PAME = Protection of the Arctic Marine Environment), · dem Programm für Notfallvorsorge, -bereitschaft, und -reaktion (EPPR = Emergency Preparedness, Prevention and Response), · dem Programm für die Erhaltung der arktischen Flora und Fauna (CAFF = Conservation of Arctic Flora and Fauna) und · der Arbeitsgruppe für Nachhaltige Entwicklung (SDGW = Sustainable Development Working Group)
  Der Arktische Rat trat die Nachfolge des Arktischen Umweltschutzstrategieüberienkommens (AEPS = Arctic Environmental Protection Strategy) an, welches im Juni 1991 in Rovaniemi in Finnland mit der Unterzeichnung der Deklaration über den Schutz der arktischen Umwelt durch die Umweltminister der acht arktischen Staaten verabschiedet wurde. Dieses Übereinkommen, auch als Rovaniemi-Prozeß bezeichnet, stellte das erste Forum der arktischen Staaten zum Informationsaustausch und zur Entwicklung von Programmen und Initiativen zum Herangehen an Umweltprobleme wie der Verschmutzung der Arktis dar..
  Die Zirkumpolare Konferenz der Inuit (ICC = Inuit Circumpolar Conference) wurde im Jahre 1977 in Alaska gegründet, als Reaktion auf die vermehrte Öl- und Gasexploration. Repräsentiert werden die Mitglieder der Inuit-Volksgruppen aus Grönland, Kanada, Alaska und Sibirien. Seit 1983 hat die Konferenz einen NGO-Status bei den Vereinten Nationen und betracht sich selbst als die Vorhut der Rechte der indigenen Völker im allgemeinen, und im besonderen was das Selbstbestimmungsrecht angeht. Sie kritisierte das Rovaniemi-Übereinkommen wegen der kurzsichtigen Beschränkung auf reine Erhaltung der Umwelt und unterstrich die Notwendigkeit, weiterrechende Maßnahmen als nur die Überwachung der Umwelt in der Arktis zu ergreifen. Nach Meinung der ICC sollte auch darüber diskutiert werden, wie eine nachhaltige wirtschaftliche Lebensgrundlage für die arktischen Siedlungen geschaffen und erhalten werden könnte, die über die Auf- und Abschwungzyklen der großen Wirtschaftskreisläufe hinausginge. Während die Erhaltung bestimmter Tierarten, wie der Wale und Eisbären, auch für die indigenen Völker von Bedeutung ist, ignoriert die Art und Weise, wie Rohstoffe auf wissenschaftlicher Grundlage ausgebeutet werden können, die Perspektiven und Werte der in der Arktis lebenden Menschen. Die Zuordnung bestimmer Gebiete als Refugium für Wildtiere und Nationalparks, auch als Umweltschutzmaßnahme verstanden, beschränkt oft die Möglichkeiten der indigenen Bevölkerung, dort zu jagen, zu fischen und Fallen zu stellen. Internationale Vereinbarungen haben großen Einfluß auf die Möglichkeit, Wale als Lebensgrundlage zu fangen. Die Grundposition der ICC besteht darin, die Umwelt zu schützen, als Voraussetzung für die nachhaltige Ausbeutung der arktischen Rohstoffe.
  Die ICC hat sich für nachhaltige Entwicklung eingesetzt, weil die kleinen, einsam gelegenen und hauptsächlich von indigenen Bevölkerungsgruppen bewohnten Gemeinden der Arktis ihren Charakter überwiegend aus der problematischen Mischung von einerseits gewohnheitsmäßiger und traditioneller Eigenbedarfswirtschaft als Ernährungsgrundlage für viele Haushalte und andererseits der Möglichkeit von Lohnarbeit und Geldüberweisungen beziehen. Diese Eigenbedarfswirtschaft kann nicht immer auf einfache Weise gemessen und analysiert werden, weil in ihr Jagd, Fischerei und Fallenstellerei zusammenlaufen, welche wiederum einerseits gemäß einem bestimmten, langzeitigen Nutzungsschema verlaufen, andererseits aber auch saisonalen Schwankungen unterworfen sind. Sie akkumuliert kein Kapital, beruht auf der gemeinsamen Nutzung von Wildtieren, in ihr werden Erfahrungen von Generation zu Generation vermittelt und ein nicht-monetärer Gütertausch unter Großfamilien und einem Netzwerk von engen sozialen Gemeinschaften betrieben. Eigenbedarfsaktivitäten stellen nicht nur die notwendigen Nahrungsmittel zum Überleben zur Verfügung, Jagd und Fischerei sind wichtig für die kulturelle Identität und verkörpern eine besondere Beziehung zwischen Menschen und Tieren, die entscheidend für das Weiterleben der indigenen Kultur und Lebensweisen ist. Trotz der wichtigen kulturellen und ökonomischen Stellung von Jagd zum Lebensunterhalt nehmen zunehmend weniger arktische Gemeinden Teil an oder sind abhängig von der Jagd auf Land- oder Meerestiere. Selbst wenn jedoch die meisten auf die Jagd gingen oder Fischerei betrieben, könnten diese Aktivitäten für sich allein nicht die Grundlage einer nachhaltige Entwicklung in den meisten arktischen Regionen bilden. Daher sind viele Mitglieder der indigenen Gemeinschaften Teilnehmer an andersgearteten ökonomischen Aktivitäten, wie z.B. dem kommerziellen Fischfang oder der Öl- und Bergbauindustrie.
  Eigenbedarfswirtschaft und der formale, hauptsächlich durch Lohnarbeit geprägte Sektor der Wirtschaft sind trotzdem voneinander abhängig, eine Abgrenzung der beiden Sektoren fällt wegen des Ineinandergreifens der Wirtschaften schwer. Obowhl sich die Eigenbedarfswirtschaft von einer kapitalistisch geprägten Wirtschaft z. B. dadurch unterscheidet, daß die Produktionseinheit (in diesem Falle die Familie) zugleich die Verbrauchseinheit darstellt, ist die arktische Eigenbedarfswirtschaft nichtsdestotrotz abhängig von den marktbewegenden Kräften und einem System des Geldflusses. Das hat sich nicht geändert, seitdem sich die indigenen Völker sich am Pelzhandel beteiligen. Wie Untersuchungen von kommerziellem Fischfang in einsam gelegenen Dörfern Alaskas gezeigt haben, sind die Dorfbewohner neben dem Verkauf von Fisch anstelle des direkten Verzehrs an zahlreichen Eigenbedarfsaktivitäten beteiligt, die der räumlichen, zeitlichen kulturellen sozialen Organisation dieser Lebensweise entsprechen, wie z.B. der Rohstoffdiversifikation und der gegenseitigen Abhängigkeit von Haushalten. Ähnlich liegen die Dinge in Labrador, wo die zur kommerziellen Karibujagd notwendigen Techniken und Kenntnisse denjenigen ähneln, die zur Eigenbedarfsjagd verwandt werden, bis auf die Tatsache, daß die Jäger bei einem kommerziellen Unternehmen angestellt sind und die Karibus am Schlachthof abliefern. Es ist schwierig, einen Unterschied darin zu sehen, ob der Jäger den Karibu zur Strecke bringt und ihn dann der Familie als Fleischnahrung abliefert, oder ihn zum Schlachthof transportiert, und dann mit dem erhaltenen Lohn Lebensmittel für die Familie kauft.
  Wie der Labrador-Fall zeigt, wird neben dem Eigenverbrauch der Jäger, Fischer und Fallensteller und ihrer Familien ein Teil der Produkte aus derJagd, Fischerei und Fallenstellerei gehandelt, getauscht oder verkauft, zum großen Teil im lokalen oder bestenfalls regionalen Bereich. Fleisch, Fisch, Felle und Pelze gelangen allerdings auch auf den internationalen Markt, wodurch der Lohnarbeitssektor eng an die Weltwirtschaft gebunden und von ihr abhängig wird. Die Jäger, Fischer und Fallensteller sind abhängig von moderner Technologie, wie z.B. von Außenbordmotoren, Schneemobilen, Treibstoff, Schußwaffen und Netzen, was zur Folge hat, daß ein ständiger Geldzufluß die für die Aufrechterhaltung der Eigenbedarfswirtschaft benötigt wird. Das Haupteinkommen der Jägerfamilien lag bis zum Verschwinden des Marktes für Pelze von Bibern und Bisamratten, sowie Häuten und Fellen von Seehunden durch die Kampagnen gegen Fallenstellerei und Pelzjagd beim Verkauf dieser Güter. In Nordgrönland z.B. mußten sich die Menschen in Gemeinden, die von der Jagd abhängig waren, nach einer anderen Einkommensquelle für die Erhaltung der Eigenbedarfswirtschaft umsehen, weil in den 80ziger Jahren des letzten Jahrhundertes die Preise für Häute und Felle fielen und Märkte durch die Aktivitäten von Tierschützern verloren gingen. Ersatzweise konnte sich eine bescheidene Heilbuttfischerei entwickeln. Allerdings war der Heilbutt bereits durch Überfischung gefährdet, da umfangreiche kommerzielle Fischerei aus anderen Teilen Grönlands zusammen mit der lokalen Fischerei den Druck auf die Fischbestände aufrechterhielt.
  Im allgemeinen hat man es also in der gesamten Arktis mit Jägerfamilien zu tun, die mit vielfältigen Aktivitäten durch Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, Saisonarbeit, Handwerk, Fischerei und weiteren Beschäftigungen zu Geldmitteln gelangen, die die Eigenbedarfswirtschaft ergänzen oder aurechterhalten. Ironischerweise läßt die Vollbeschäftigung nur wenig Zeit für Jagd und Fischerei, die zeitgebundene, saisonale oder gelegentliche Lohnarbeit erlaubt nur wenigen Familien, autark zu sein und unabhängig von der formalen, durch Lohnarbeit geprägten Wirtschaft. Eigenbedarfsaktivitäten werden so zur Ergänzung der Lohnarbeit, oder zu etwas, was bestenfalls an die Stelle von Lohnarbeit tritt, wenn die betreffenden Menschen auf der Suche nach Arbeit sind.
  Einige Beobachter der Lage legen Wert auf das große Potential, welches die durch formale wirtschaftliche Aktivitäten ungebundene Eigenbedarfswirtschaft als Basis der Diversifikation für die indigenen Gemeinschaften in der Arktis hat und betonen deren Wichtigkeit für die Entwicklung der kleinen Gemeinden. Die Eigenbedarfswirtschaft sei die beste Grundlage für Autarkie, in dem Sinne, daß die lokale Wirtschaft imstande sei, den Menschen ein reguläres und geregeltes Einkommen zu sichern. Die Ausweitung der Eigenbedarfswirtschaft in Form von vermehrter Ausbeutung von Land- und Meerestieren auf kommerzieller Basis wird von manchen als Lösung der Abhängigkeit von nicht-erneuerbaren Rohstoffen gesehen. Die grönländische Regierung sieht z.B. die Produktion, Verteilung und den Tausch von Lebensmitteln und anderen Gütern aus Jagd und Fischerei als entscheidend für die Entwicklung von lokalen, durch nachhaltige Entwicklung im kleinen Maßstab geprägten Gemeinden an. Das Vorantreiben dieser Projekte durch die Regierung würde die Notwendigkeit für den Import von Lebensmitteln verringern, die lokalen Jagdgewohnheiten stärken und gleichzeitig die Subventionierung kleiner Gemeinden durch die Regierung aufheben. Arktische Unternehmen versuchen, neben der Befriedigung lokaler und regionaler Bedürfnisse, Zugang zum Weltmarktzu erlangen. Käufer aus Korea z.B. fliegen regelmäßig die Seward-Halbinsel in Alaska an, um dort Rentiergeweihe für 50 US-Dollar das Pfund zu erwerben (welche dann als Aphrodisiakum verwandt werden). Auf Labrador werden durch die Inuit jährlich 1000 Karibus kommerziell gejagd, während eine Gemeinde auf Baffinland die japanische Nachfrage nach Ringel- und Sattelrobben befriedigt.
  Wegen der gegenseitigen Abhängigkeit der Eigenbedarfswirtschaft und des Lohnarbeitssektors stehen Familien und Haushalte vor dem Problem, sich regelmäßige Einkünfte zu besorgen. Die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit sind in kleinen Gemeinden beschränkt, Vollzeitarbeitsplätze stehen noch weniger zur Verfügung. Pelzhandel, Goldrausch, Öl- und Gasgewinnung und der Bergbau haben der indigenen Bevölkerung nicht nur Beschäftigungsmöglichkeiten verschafft, sondern auch einen großen Einfluß auf ihr Leben genommen, und immer noch verschwinden Märkte, Preise fallen und Arbeitsplätze gehen verloren. In jüngster Zeit hat das Wachstum des Tourismus in der gesamten Arktis der indigenen Bevölkerung erlaubt, die Wünsche der Besucher nach wilder Natur und der eingeboren Kultur auszunutzen. Der Tourismus ist jedoch stark saisonbedingt und kann daher kaum als Grundlage der Siedlungsentwicklung dienen.
  Die Organisationen der indigenen Bevölkerung und diese selbst sind nicht gegen verschiedenen Möglichkeiten der Ausbeutung nicht-erneuerbarer Rohstoffe. Ganz im Gegenteil wollen sie den verschiedenen Entwicklungen teilnehmen und auch davon profitieren um ihr kulturelles und wirtschaftliches Überleben zu sichern. In der Vergangenheit sind große industrielle Vorhaben ohne Rücksicht auf die Umwelt und ihre Bedeutung als Ressource für die hier lebenden Menschen durchgeführt worden. Auch auf die sozialen und wirtschaftlichen Folgeprobleme wurde kaum geachtet. Die Gelegenheit, die Probleme der indigenen Wirtschaft in den Griff zu bekommen ergibt sich nur dann, wenn die indigene Bevölkerung die Kontrolle über Rohstoffnutzung und -Entwicklung erhält, wenn die soziale und wirtschafltiche Verschiedenheit der Lebensgemeinschaft erkannt und erhalten wird und wenn Kenntnisse und Fähigkeiten der Einheimischen verbessert werden.. Darüberhinaus müssen die Umweltkenntnisse der Bevölkerung bei Umweltverträglichkeitprüfungen berücksichtigt werden.
  In mancher Hinsicht haben Verträge zwischen Staaten der Arktis und ihrer indigenen Bevölkerung, die den Besitzanspruch dieser auf Land und Rohstoffe anerkennen, den indigenen Gemeinden zu erheblichen Fortschritten verholfen. Einige der bedeutenderen Projekte sind das Resultat der Arbeit von Gemeindekooperativen und von Firmen im Besitz von Einheimischen. Diese Firmen sind entweder Joint-ventures mit Bergbau- Öl- und Gasfirmen eingegangen oder haben eigene Projekte entwickelt. So hat z.B. die NANA (Northwest Alaska Native Association), das Regionalunternehmen Nordwestalaskas den Blei-Zink-Bergbau der Red Dog Mine der Firma Cominco unterstützt und gefördert. Das größte Unternehmen Alaskas im Besitz der Einheimischen ist die Arctic Slope Regional Corporation (ASRC), erfolgreich aufgrund der Verbindung zum North Slope - Bezirk und der dort ansässigen Ölindustrie. (Dieser Bezirk stellt die reichste Regionalregierung Alaskas dar, zum Teil wegen der Einkünfte aus der Ölgewinnung). Der ASRC hat auch in weiteren Wirtschaftprojekten in anderen Teilen der USA investiert.
  Auch die Minister des Arktischen Rates sind der Ansicht, daß sich Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung nicht ausschließen müssen. Die Arbeitsgruppe Nachhaltige Entwicklung entstand aus der Einsatzgruppe für Nachhaltige Entwicklung (TFSD = Task Force Sustainable Development), die nach dem AEPS-Mininstertreffens in Nuuk, in erster Linie auf Druck der ICC um die Ziele der AEPS zu erweitern, gegründet wurde. Auf der Ministerkonferenz in Inuvik wurde die Einsatzgruppe zur Arbeitsgruppe umgewandelt und ihr Status erhöht. Dadurch wurde zu erkennen gegeben, daß die zukünftige Richtung des AEPS darin läge, sich nicht nur mit reinen Umwelt- und Verschmutzungproblemen zu beschäftigen, sondern sich des gesamten Spektrums der nachhaltigen Entwicklung annehmen würde. Die von Anfang an gezeigte Betonung auf die Ausbeutung erneuerbarer Rohstoffe und auf Tourismus scheint auf einen großen Einfluß der Organisationen der indigenen Bevölkerung hinzuweisen, besonders auf die Vorschläge der ICC zur Teilnahme von Einheimischen und wie die Kenntnisse der Menschen in den AEPS-Prozeß integriert werden könnten. (see also www.svs.is/oran.htm).
  Nachhaltige Entwicklung spielt eine Hauptrolle für den Arktischen Rat, man hält sich eng an die Definiton der Brundtland-Kommission von 1987, in der nachhaltige Entwicklung so beschrieben wird, daß die gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigt werden sollen, ohne daß damit gleichzeitig die Bedürfnisse zukünftiger Generationen gefährdet werden. Den ersten Vorsitz des Rates übernahm Kanada und definierte den Begriff „Nachhaltige Entwicklung” als „Entwicklung, die menschliches Wohlergehen durch eine gerechte und demokratische Ausnutzung der Quellen des Reichtums der Gesellschaft sichert, während gleichzeitig die kulturellen Besonderheiten und die natürliche Umwelt für künftige Generationen bewahrt werden.” Der Arktische Rat muß sich der Herausforderung der von der AEPS begonnenen Arbeit am Umweltschutz stellen, diese gleichzeitig aber auch enger an die nachhaltige Entwicklung knüpfen. In der Tat hat Oran Young betont, daß Nachhaltige Entwicklung den übergeordneten Rahmen für den Arktischen Rat bilden sollte, der dabei ist, neue Projekte der internationalen Zusammenarbeit in die Wege zu leiten. Unter anderem hat Young empfohlen, Eigenbedarfswirtschaft, Co-Management und die Entwicklung von umweltgerechten Technologien zu bevorzugen und als Leitprinzipien der Arbeit der Rates in nachhaltiger Entwicklung zu festigen. (näheres unter www.svs.is/oran.htm). 

Beim Versuch, die verschiedenen und umstrittenen Perspektiven der indigenen Völker, Umweltschützer, Wissenschaftler und Minister zu vereinen, vertritt Kanada die Ansicht, daß „das Mandat des Rates, sowie seine Strukturen der Interessenvertretung und -vermittlung den Bedenken aller Betreffenden unter der Rubrik einer umweltverträglichen und nachhaltigen Entwicklung entgegenkommen könne.” Mary Simon, Kanadas ehemalige Botschafterin für die Belange der zirkumpolaren Regionen, wird so zitiert, daß der Arktische Rat nicht den Fehler der AEPS wiederholen dürfe, Umweltschutz und Nachhaltige Entwicklung als getrennte Dinge zu betrachten, sondern daß eben Nachhaltige Entwicklung bedeutende Umweltziele beinhalte. Während die Ansicht des Rates zu Nachhaltiger Entwicklung die Position der ICC dazu anerkennt, als Entwicklung, die soziales, kulturelles, spirituelles und wirtschaftliches Wachstum ermögliche, kann der Streit über verschiedene Entwicklungsstrategien die anfänglichen Fortschritte des Rates dominieren.

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The Arctic is changing by Mark Nuttall. http://www.thearctic.is
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