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Geographische-
und Ressourcenkonflikte in der modernen Welt
Eine andere Kostenrechnung: lokale und importierte
Umweltverschmutzung |
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Die Ausbeutung von Rohstoffen führt
zu Umweltverschmutzung und verringerten Umweltqualitäten. Der
Hafen Valdez war Schauplatz einer gewaltigen Ölkatastrophe,
als ein betrunkener Kapitän seinen Tanker auf eine Schäre
setzte und damit die marine Fauna eines großen Gebietes vernichtete.
Ein Vertreter der Volkgruppe der Chanten im westsibirischen Ölfeld
hat die langandauernde Umweltverschmutzung durch Öl beschrieben,
welches in einem 5 cm dicken Teppich auf den Flüssen schwimmt,
wodurch alles Leben in ihnen zugrundegeht. In dem von ihm beschriebenen
kleinen Gebiet kommt er zu dem Ergebnis, daß 28 Flüsse
ruiniert worden sind, in den vorher Fischfang auf kommerzieller
Basis betrieben wurde. Zusätzlich sind etwa 100.000 km2 an
Rentierweide verlorengegangen. Tragischerweise liegen die besten
Fishgründe dort, wo auch Öl und Gas gefunden werden. |
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Auch militärische Aktivitäten
haben zu Umweltverschmutzung geführt. Die Arktis wurde im Kalten
Krieg zwischen 1950 und den späten achtziger Jahren zunehmend
militarisiert. Militärstützpunkte haben die Bewegungen
der Indigenen behindert, in einigen Fällen wurden sie sogar
vollständig aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben.
Nach Abzug des Militärs blieben oft großen Mengen an
Abfall zurück. Während dieser Zeit verseuchten die oberirdischen
Atomtests der Sowjets in Nowaja Semlja die meisten Rentierweideareale
in ganz Rußland und Skandinavien. |
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Doch nicht alle Umweltverschmutzung
hat lokale Ursachen. Viele umweltgefährdende Stoffe sind in
den industrialisierten Städten der temperierten Klimazonen
produziert worden. Diese Stoffe gelangen mit dem Medium Luft durch
die vorherrschenden Winde oder durch die Erdrotation in die Arktis.
Ein Ozonloch, ähnlich dem über der Antarktis, könnte
sich auch über der Arktis bilden. Der "Arktisdunst"
wird durch herantransportierte Schadstofe aus dem Süden verursacht,
gefährliche Chemikalien werden von Pflanzen und Tieren aufgenommen.
Die Rentierweiden in Skandinavien wurden 1986 durch den radioaktiven
Fall-out der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, welches von der
Arktis aus gesehen weit im Süden, in der Ukraine liegt, verseucht.
Die Gifte gelangen in die Nahrungskette, vom Plankton in die Wale,
oder von Flechten in Rentiere, und erreichen letztendlich den Menschen.
Auf jeder Stufe der Nahrungskette konzentrieren sich die Stoffe.
An der Küste wird in Seehunden ein höherer Gehalt an Quecksilber
registriert als in den Erzen aus denen das Metall stammt. Schwermetalle
und andere Gifte gelangen über die Muttermilch der Inuit in
Säuglinge. Weiter im Inland hat die radioaktive Verseuchung
in dem von ihnen genossenen Fleisch zu einem plötzlichen Anstieg
der Krebsrate in jungen Rentierhirten geführt. |
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