Gas feeder lines at the Yamburg gas-condensate field. |
Nördlich der Haupterdölfelder
Sibiriens sind auf der Jamal-Halbinsel enorme Erdgasreserven entdeckt
worden. Dieses tiefliegende, sumpfige Küstengebiet ist reich
an Vögeln und Fischen und bildet auch die Heimat der Nenzen,
die hier ihre Rentiere züchten. Über den Winter treiben
die Nenzen ihre Herden in Richtung Süden, um Schutz in den
Wäldern vor den beißend kalten Winden der Tundra zu suchen.
Im Frühling ziehen sie zurück in die Mitte der Halbinsel,
wo die jungen Rentierkälber geboren werden. Im Sommer halten
sie sich an der Küste auf, da hier der Wind einen guten Schutz
vor blutgierigen Mückenschwärmen liefert. Die Ausbeutung
der Erdgasfelder würde einige der Weideplätze zerstören.
Außerdem würden die Gasleitung und eine Eisenbahnlinie
die Wanderrouten der Rentiere kreuzen. Auch ohne Beschädigung
des Bodens würde der Bau der Leitung und der Eisenbahn den
Zug der Rentiere über die Halbinsel für mindestens 10
Jahre unterbinden. |
View from a well pad (sand) towards a gas processing plant at the
Yamburg gas-condensate field. |
Die Rentierhirten, die keine andere
Möglichkeit zum Arbeiten und Leben haben, haben bereits viel
Angst ausstehen müssen. Sie hatten aber vergleichsweise Glück,
daß ihr Problem zur selben Zeit akut wurde, als Umweltgruppen
in der Sowjetunion mehr Einfluß bekamen. Es gab einen Aufschrei
von Naturschützern, Anthopologen und und anderen, ihre hitzigen
Debatten mit den Verantwortlichen der Öl- und Gasministerien
wurden in der Presse veröffentlicht. Im Jahre 1989 wurde die
Gasleitung erst einmal für Jahre ad acta gelegt, obwohl man
damit rechnen darf, daß das Problem eines Tages wieder akut
wird. In ganz Sibirien bestehen die Lokalbehörden jetzt darauf,
daß keine industrielle Entwicklung ohne ihre Zustimmung durchgeführt
werden dürfte. Außerdem sollte ein gerechter Anteil der
Profite in die Regionen zurückfließen, und nicht nur
in Moskau verbleiben. Sie weisen darauf hin, daß ein Großteil
des Reichtums in ihren Territorien entsteht, während die Indigenen
weiterhin in großer Armut leben. Ähnliche Forderungen
gibt es auch in anderen Staaten des Nordens. |
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