|
Während der siebziger und achtziger
Jahre des 20. Jahrhundert sind von verschiedenen Umwelt- und Naturschutzgruppen
in den industrialisierten Ländern in Westeuropa und Nordamerika
Kampagnen gegen Wal- und Seehundfang eingeleitet worden. Einige
dieser Organisationen, wie z.B. Greenpeace, akzeptieren das Recht
der Indigenen, diese Tiere zu nutzen und ihre Kultur zu bewahren.
Oft wird aber darauf bestanden, die Tiere nur mit "herkömmlichen"
Methoden zu jagen, ohne Verwendung von Motorbooten und großkalibrigen
Gewehren. Andere, wie die Animal Liberation Front (Tierbefreiungsfront),
denken nur an die Tiere, und vertreten die Ansicht diese könnten
keinesfalls als erneuerbare Ressourcen angesehen werden, die dem
Menschen einfach zur Verfügung stünden. Einige der Vertreter
dieser Gruppen behaupten sogar, daß Kulturen, die auf der
Tierjagd basieren, überhaupt kein Überlebensrecht hätten.
Die gesamte Bewegung hat nur die Natur im Auge, insbesondere das
Leben der Wildtiere, während die Menschheit und wissenschaftlichte
Vorgehensweisen außen vor bleiben. |
Drying sealskin in Greenland. |
Ein weitere Organisation, die das
Leben der indigenen Küstenbewohner entscheidend beeinflußt
hat, ist die internationale Walfangkommission. Diese Kommission
hat das Recht, den Walfang auf der ganzen Welt zu kontrollieren.
Im Jahre 1977 verbot die Kommission den gesamten Walfang und weigerte
sich, einen Unterschied zwischen der kommerziellen Jagd auf Wale,
wie sie besonders von Norwegen und Japan betrieben wurden, und der
Jagd der indigenen Völker auf Wale als Teil ihres notwendigen
Unterhaltes zu machen. Die Küstenbevölkerung von Alaska
war besonders schlimm betroffen, sie gründeten daher im folgenden
Jahr ihre eigene Kommission, die Walfangkommission von Alaska. Diese
Kommission vertrat die Auffassung, daß der Walfang ein wesentlicher
Bestandteil ihres Lebens und ihrer Kultur sei. Die Kommission unternahm
ihre eigene Forschungen und hat bewiesen, daß der Walfang
die Walpopulation insgesamt nicht bedrohen würde. Die Anzahl
der Wale, um eine kleine Gemeinschaft zu ernähren ist wesentlich
geringer als die Zahl der durch außerhalb der Region kommenden
kommerziell getöteten Wale. |
|
Die Völker des Nordens legen
große Wegstrecken in ihrer Landschaft zurück. Es ist
das Land ihrer Vorfahren und das Land, in welchem sie weiterhin
in allen widrigen Wettersituationen arbeiten und leben werden. Diese
Völker haben individulle Unabhängigkeit immer hochgeschätzt.
Sie können nicht in Fabriken, die irgendwo abseits liegen,
arbeiten, und wollen nicht von der Sozialfürsorge ihrer Staatsregierungen
im Süden leben. Darüber hinaus ist ihre Identität
als Volk eng an ihre Beziehung zu Tieren gebunden. |
Greenlandic fishing and hunting boat. |
Die simple Wahrheit ist die, daß
die Völker der Arktis nur unabhängig leben können,
wenn sie es so tun, wie sie es immer getan haben, indem sie nämlich
von Tieren leben. An der Küste gehen sie auf Wal- und Seehundjagd,
im Inland züchten sie Rentiere. So erhalten sie teils ihre
Nahrung und teils die Mittel, um die für das heutige Leben
grundlegenden Versorgungsdinge kaufen zu können, Treibstoff,
Medikamente, Waffen und Flugtickets. Aus dem Blickwinkel der Arktis
erscheinen die Tierschutzkampagnen als ein Angriff, der auf dern
Kernpunkt ihrer Kultur zielt oder sogar auf ihr Recht, überhaupt
existieren zu dürfen. Diese Angriffe gehen von Menschen aus,
die wenig oder nichts über das Leben im Norden wissen, selber
weit weg von der Welt der Tiere wohnen und den Luxus haben, sich
für viele Lebensmöglichkeiten entscheiden zu können.
Die Aktivisten der Kampagnen bestehen darauf, daß Tiere nur
zum Lebensunterhalt getötet werden dürfen, eine Sichtweise,
die den indigenen Völkern nicht einmal den Verkauf von Tierprodukten
zum Kauf von Medikamenten gestatten würde. Sie reden von "Tradition"
und verlangen, daß die Indigenen danach zu leben hätten.
Die Indigenen, wie jeder andere Mensch auch, benutzen die jeweils
vorhandenen Werkzuege und Techniken, die sich als erfolgreich herausgestellt
haben. Der anfangs erwähnte Jäger hat sich dafür
entschieden, den Seehund mit einem Gewehr zu erlegen, und nicht
mit einem Speer, wie es vielleicht sein Vater noch getan hätte,
seine Frau und Kinder benutzen das Flugzeug, um nur einen Tag unterwegs
zu sein anstelle eine vierzehntägige Schlittenfahrt zu unternehmen.
Warum sollten sie nicht genauso komfortabel leben dürfen wie
ihre Kritiker im Süden? Sie weisen darauf hin, daß eine
Ölkatastrophe wie die von Valdez den betroffenen Tieren weit
mehr Schmerz und Leiden zufügt als es ein eingeborener Jäger
jemals tun könnte - und daß dieses Leiden noch nicht
einmal für das Überleben eines einzigen Menschen notwendig
war. |
|